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Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde
St. Jürgen Holtrop

Beerdigung

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,
auf dass wir klug werden.
Psalm 90,12


Bild Grabkreuze Sie haben einen geliebten Menschen verloren?

Vielleicht haben Sie lange schon damit rechnen müssen und sind innerlich schon darauf vorbereitet gewesen.

Oder vielleicht kam es für Sie ganz plötzlich, und Sie können es noch gar nicht fassen.

Und nun müssen Sie in kurzer Zeit viele Entscheidungen fällen und viele ungewohnte Schritte gehen.

Dabei wollen wir Sie begleiten.
Auf einige der Fragen, die sich jetzt stellen können, wollen wir hier Antworten finden.
Natürlich sind wir in dieser schweren Situation aber immer auch persönlich für Sie da.


"Was ist jetzt alles zu bedenken?"

Es ist üblich, dass man mit den praktischen Dingen rund um eine Beerdigung einen Bestatter beauftragt.

Wenn der oder die Verstorbene Mitglied einer Kirche war, hat er oder sie ein Anrecht auf eine christliche Bestattung.
Wenden Sie sich vertrauensvoll an Ihren Pastor/Ihre Pastorin, oder bitten Sie Ihren Bestatter, das für Sie zu tun. Gemeinsam mit Ihnen gehen wir dann die nächsten Schritte.

In Ostfriesland üblich ist eine kurze Andacht am offenen Sarg ("Einsargung" oder "Einlegen" genannt) und einige Tage später die eigentliche Beerdigung.
In den Tagen dazwischen kommen wir zu einem Gespräch zu Ihnen, in dem Sie uns von dem oder der Verstorbenen erzählen können und von allem, was Sie sonst noch bewegt.

Selbstverständlich sind wir aber gerade in dieser schweren Zeit auch sonst immer für Sie da, wenn Sie uns brauchen. Melden Sie sich einfach bei uns.

Am Sonntag nach der Beerdigung wird im Gottesdienst noch einmal an den oder die Verstorbene erinnert und Fürbitte für die Angehörigen gehalten.

Am letzten Sonntag des Kirchenjahres, auch Totensonntag oder Ewigkeitssonntag genannt, werden die Namen aller Verstorbenen des vergangenen Kirchenjahres noch einmal in der Kirche verlesen.
Dazu sind alle Angehörigen der Verstorbenen noch einmal sehr herzlich eingeladen.


"Meine Kinder stellen Fragen. Was soll ich ihnen bloß antworten?"

Die Wahrheit.
Behutsam und möglichst von einem vertrauten Menschen erklärt - aber die Wahrheit.

Auch wenn es Ihnen selber schwer fällt, darüber zu sprechen: Reden Sie nicht um den heißen Brei herum. Benutzen Sie die ganz normalen Wörter für Sterben und Tod. Kinder kommen damit zurecht. Es sind nicht die Ängste der Kinder, die uns hindern, darüber zu sprechen. Es sind unsere eigenen Ängste.

Kinder spüren schnell, wenn sie mit ihren Fragen nicht gehört oder nicht ernstgenommen werden - und sie hören dann auf zu fragen.
Und dann wächst die Angst: wenn Kinder nämlich merken, dass sie mit ihren Fragen ins Leere laufen, oder dass ihnen Märchen erzählt werden.

Ja, wie schön wäre es, wenn wir den Kindern die Erfahrung des Todes und der Trauer ersparen könnten!
Wir können es aber nicht. Wir können nur versuchen, ihnen das Abschiednehmen so zu ermöglichen, wie es ihnen selber gut tut.

Vielleicht ergeben sich vorher schon Gelegenheiten, bei denen man Kindern behutsam den Tod erklären kann, ohne dass es gerade in der Familie "akut" ist.
Eine tote Amsel am Straßenrand beispielsweise kann eine solche Gelegenheit sein. Vielleicht kann man mit dem Kind zusammen dann das Tier in einer Schuhschachtel unter einem Baum beerdigen.

Wenn das Kind fragt: "Wo ist der Opa jetzt?" - auch dann erzählen Sie dem Kind nichts, was Sie nicht selber glauben. Sagen Sie bitte nicht "Opa ist jetzt ein Stern am Himmel" oder "Opa sitzt jetzt auf einer Wolke und spielt Harfe", wenn Sie das selber nicht glauben.
Bleiben Sie ehrlich, auch gegenüber sich selber.
Wenn Ihnen in dem Moment nicht sofort eine Antwort einfällt, dürfen Sie das ruhig sagen: "Darüber muss ich auch erstmal nachdenken."

Eine gute und verantwortungsvoll erzählte Kinderbibel kann in dieser Situation eine Hilfe sein.
Auch wenn Sie selber sich vielleicht nicht ganz sicher sind, ob Sie die Geschichten glauben können, so können Sie doch dem Kind ehrlich und aufrichtig gegenüber sagen: "Guck mal, so wird es uns in der Bibel erzählt."

Lesen Sie gemeinsam mit dem Kind die Geschichte, wie Jesus gestorben ist.
Und dann lesen Sie weiter: wie Gott Jesus aus dem Tod auferweckt hat.

Und dann können Sie dem Kind sagen:
Das hat Gott uns versprochen, dass er uns alle einmal so auferwecken wird, so wie er Jesus schon auferweckt hat. Und dass es dann ein ganz fröhliches Wiedersehen geben wird mit allen, die wir liebgehabt haben.
Das wird sein wie ein großes Fest.
Und den Tod wird es nicht mehr geben. Und keiner wird mehr traurig sein.


"Ab welchem Alter sollte man Kinder mit auf die Beerdigung nehmen?"

Auf diese Frage gibt es eine ganz einfache Antwort:
ab dem Alter, wo das Kind selber das Bedürfnis hat, mitzugehen.

Sie staunen über diese Antwort?
Und Sie fragen vielleicht: Kann man Kindern das denn schon zumuten?

Nun - es ist nicht die Beerdigung, die für Kinder (und für uns Erwachsene auch) die größte Zumutung ist.
Die größte Zumutung ist der Tod. Und - so gerne wir es täten - den können wir Kindern nicht ersparen.
Wir können nur versuchen, ihnen das Abschiednehmen so zu ermöglichen, wie es ihnen guttut.
Und was ihnen guttut, das spüren Kinder meist sehr genau selber.

Erklären Sie dem Kind, was eine Beerdigung ist, wenn es noch keine erlebt hat.
Fragen Sie das Kind ruhig ganz offen: Möchtest Du gerne mitgehen auf die Beerdigung?
Fragen Sie nach Möglichkeit nicht suggestiv ("Du möchtest doch sicher nicht mitgehen, oder?").
Überlassen Sie diese Entscheidung ruhig dem Kind.

Wenn Sie Sorge haben, ob Sie selber in Ihrer eigenen Trauer sich dann auch noch angemessen um das Kind kümmern können, dann bitten Sie doch eine Vertrauensperson des Kindes (z.B. Pate, Patin), die dem Verstorbenen nicht ganz so nahe steht, in der Nähe zu bleiben und für das Kind dazusein.

Machen Sie sich keine Gedanken, dass das Kind sich vielleicht nicht angemessen benehmen könnte. Kinder erfassen sehr gut den Ernst der Situation.
Machen Sie sich auch keine Gedanken, was andere Leute sagen könnten, wenn Sie das Kind mitnehmen auf die Beerdigung. Das Kind steht in der ersten Reihe, "andere Leute" erst in der dritten oder vierten Reihe. Die Frage ist, was für das Kind richtig ist. Nicht, was "andere Leute" für richtig halten.


"Der/Die Verstorbene war nicht in der Kirche. Wie geht es nun weiter?"

Eine christliche Bestattung kommt in diesem Fall normalerweise nicht in Betracht, da der/die Verstorbene dies ja durch seine Entscheidung gegen die christliche Kirche ausdrücklich abgelehnt hat. Diese Entscheidung müssen wir respektieren. Wir können einen Menschen auch nach seinem Tod nicht gegen seinen Willen vereinnahmen.

Selbstverständlich sind wir aber seelsorglich für die Angehörigen da, wenn Sie uns brauchen. Bitte sprechen Sie uns an.


"Kann ich irgendetwas tun, um mich selber auf diese Situation vorzubereiten?"

Ja, das können Sie.
Das Beste: Sprechen Sie mit Ihren Angehörigen so offen wie möglich darüber.

Viele Menschen haben eine große Scheu, über diese Dinge zu reden. Manche haben unbewusst das Gefühl: Wenn ich darüber spreche, dann rede ich das herbei.

Aber das ist ja nicht so. Der Tod kommt zu seiner Zeit, und er kommt nicht deswegen früher oder später, weil wir darüber geredet haben.

Darüber zu reden, kann es für alle Beteiligten nachher leichter machen.
Dagegen sind unangenehme Überraschungen (z.B. ein Kirchenaustritt, den man vor der Familie verheimlicht hat) in dieser Situation besonders schwer zu verkraften.

Es ist hilfreich und nachher ungeheuer tröstlich, wenn man Dinge voneinander weiß. Das gilt für die ganz praktischen Fragen ebenso wie für die Fragen des Glaubens, zum Beispiel:
- Welche Gesangbuchlieder mochte er/sie gerne?
- Gab es ein Bibelwort, einen Konfirmationsspruch vielleicht, der ihn/sie immer begleitet hat?
- Hat er/sie eine Hoffnung gehabt angesichts des Todes? Hat der christliche Glaube und die Hoffnung auf die Auferstehung ihm/ihr etwas bedeutet?

Stellen Sie sich diese Fragen ruhig einmal selber.
Notieren Sie Ihre Antworten. Als Gedächtnisstütze für Sie selber, aber vielleicht auch auf einem Zettel in einer Schublade, wo Ihre Angehörigen wissen, dass Sie dort alle wichtigen Dinge liegen haben.

Und bleiben Sie darüber weiterhin im Gespräch. Mit sich selber. Mit der Bibel. Mit Ihren Angehörigen. Und gerne auch mit uns.


Psalm 90

Herr, du bist unsre Zuflucht für und für.

Ehe denn die Berge wurden
und die Erde und die Welt geschaffen wurden,
bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Der du die Menschen lässest sterben
und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!
Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist,
und wie eine Nachtwache.

Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom,
sie sind wie ein Schlaf,
wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst,
das am Morgen blüht und sprosst
und des Abends welkt und verdorrt.

Unser Leben währet siebzig Jahre,
und wenn's hoch kommt, so sind's achtzig Jahre,
und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe;
denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.

Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen,
auf dass wir klug werden.


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